Wie wäre es, wenn wir beim Einkaufen einfach keinen Müll mehr produzieren? Der Artikel zeigt, wie Unverpacktläden an die gute alte Zeit der Krämerläden anknüpfen und dabei ganz modern den Zero-Waste-Gedanken voranbringen. Statt Plastikmüll gibt’s hier Mehrweg und bewussten Konsum – ohne Hektik, aber mit viel Herz. Unverpacktes Einkaufen wird als unkomplizierte und nachhaltige Alternative zum Supermarkt präsentiert, die uns daran erinnert, dass weniger oft mehr ist.
“Ein halbes Pfund Butter bitte”, sagt Frau Mayerhofer, als sie mir ihre Tupper auf den Tresen stellt und selbst beginnt, sechs Eier in ihre mitgebrachte Schachtel zu packen. Geübt und mit wenigen Schritten bewegt sie sich im Laden: sie füllt ihre Haferflockendose auf, zapft sich Honig in ihr Glas und schnappt sich ein Dutzend Datteln in eine säuberlich ausgespülte, durchsichtige Kunststoffbox, die vor Jahren mal Kartoffelsalat als Einwegverpackung gedient hat und bei uns das x-te Mal dem gelben Sack entkommen ist.
Frau Mayerhofer ist vierundachtzig Jahre alt und Stammkundin seit unseren Anfängen. Einmal pro Woche kommt sie zu uns und kauft Zucker, Bier, Trockenfrüchte und auch mal Gummibärli für sich und ihren Mann, mit dem sie direkt gegenüber wohnt. Die beiden haben aber auch sonst eine besondere Verbindung zu unserem Laden: Herr Mayerhofer wohnt schon in unserer Straße, seit er ein kleiner Bub war und war damals oft in dem Krämerladen eine Ecke weiter, der bis in die Siebzigerjahre dort noch existiert hat. Als er mir zu unserer Eröffnung die Hand schüttelt und mich in der Nachbarschaft begrüßt, bringt er sogar Fotos mit aus der Zeit und ich sehe, wie er mit einer Seifenkiste auf dem Fleck ein Rennen fährt, wo wir genau jetzt Mehlsäcke und Knabberbrezeln stapeln. Der Anblick erinnert mich sehr an das Foto von meiner Uroma im Allgäu, die dort ebenfalls einen kleinen Tante-Emma-Laden geführt hat und ich denke, hier bin ich genau richtig.
Und wenn ich hier im Servus Resi einkaufe, erinnert mich das sehr an diese Zeit. Dass es eben auch anders geht und nicht immer mehr Plastik sein muss. Hier einzukaufen ist langsamer und freundlicher als im Supermarkt und besser schmecken tut’s uns auch, vor allem die Schokolade”, sagt sie und überlegt: “Schokolade gab es früher natürlich nicht. Generell war die Auswahl noch kleiner und begrenzt. Dass ich jetzt hier auch solche Köstlichkeiten neben Nudeln, Salz und Co. bekomme, ist wirklich toll. Und heutzutage gibt’s ja auch viel bessere Kühl- und Lagermöglichkeiten, sodass man sich über eine größere Verfügbarkeit freuen kann. Früher war also nicht alles besser.” Frau Mayerhofer schultert ihren Stoffbeutel, richtet mir viele Grüße von ihrem Mann aus und winkt. “Bis nächste Woche dann”, und wir freuen uns beide darauf.
FAZIT: Zwischenzeitlich wollten wir es bequem, schnell und billig – und haben gemerkt, dass das nicht funktioniert. Jetzt sind wir zurück beim Ursprung: unverpacktes Einkaufen, wie früher, aber smarter und mit dem Wissen von heute. Weniger Müll, mehr Sinn. Es ist die alte, neue Art des Einkaufens, die nicht nur nachhaltiger ist, sondern auch wieder Menschlichkeit in den Alltag bringt. Und ja, damit haben wir die Macht zurück, bewusst und sinnvoll zu konsumieren.
Über die Autorin: Chrissi führt seit März 2020 ihren eigenen Unverpacktladen “Servus Resi” in München. Sie tritt damit in die Fußstapfen ihrer Ahninnen, denn bereits ihre Urgroßmutter Theresia, die auch Namensgeberin für den Laden ist, führte in dritter Generation einen kleinen Krämerladen im Allgäu. Sie ist im Vorstand des Verbandes und kümmert sich um alles rund um Marketing und PR.
Du hast noch Fragen? Kontaktier mich unter pr@unverpackt-verband.de.